Zwei Deutsch-Amerikanische Sport- und Sprachcamps (DASS) – und zwei Gespräche mit den Camp-Leitern Norman Rausch und Tabea Bretschneider.

7:45 Uhr. Raus aus dem Zelt zum Morgensport – und das in den Ferien! Man kann den eigenen Atem sehen, so kalt ist es. Nichts für Weicheier. Schaut man auf die „kreativ-unsanften“ Weckmethoden und den straff organisierten Tagesablauf, so kommt einem durchaus das Wort „Bootcamp“ in den Sinn. Doch darum geht es nicht beim Deutsch-Amerikanischen Sport- und Sprachcamp (DASS).
Jedenfalls nicht nur.
Im Grunde genommen, geht es ums Ganze – ums ganze Leben. Etliche der rund 120 Teens die zum DASS Camp kommen, haben in ihrer Kindheit nicht die besten Startbedingungen erlebt. Besonders für sie können die Camps ein wichtiger Impuls oder sogar Wendepunkt sein. Norman, einer der Leiter, spricht über das Ziel der Camps:

„Gerade jungen Leuten, die als Außenseiter abgestempelt sind und die von vielen Leuten nicht ernst genommen werden, denen geben wir hier einen Rahmen, in dem sie wachsen können. Sie bekommen hier die Liebe Gottes in Form von Annahme und Wertschätzung zu spüren, werden aber auch herausgefordert.“

Raum geben zum Mitmachen

So ein Camp ist super, weil wir eine ganze Woche Zeit haben und es handfeste, echte Aufgaben gibt. Noch vor fünf Jahren haben die Leiter sehr viele der Aufgaben selbst übernommen. Das ist heute anders. Heute wird in den Monaten vor dem Camp sehr darauf geschaut, wo bei den Teens Gaben vorhanden sind oder verborgenes Potential liegt: Wer kann welchen Bereich leiten? Dann wird sehr viel verteilt. Das Rahmenprogramm, der Morgensport, die Deko, ein besonderes Geländespiel,…

Auf diese Weise geben wir den Teens bewusst Verantwortung. Wir trauen ihnen etwas zu, sie dürfen etwas leiten und wachsen dabei über sich selbst hinaus – z.B. im Technikteam, in der Küche, beim Kiosk, oder als Captain eines Sportteams. Und sie bekommen direktes Feedback von ihren Leitern. Man merkt den Teens an: Sie lieben das total und gehen voll darin auf. Wir Mitarbeiter bleiben im Idealfall eher im Hintergrund und fördern und begleiten z.B. den Captain darin, seine Gruppe selbst zu moderieren und zu leiten.

 

Wachsen können

Die Camps haben einen ganzheitlichen Charakter und dadurch passiert Wachstum auf ganz vielen Ebenen: Körperlich – bei täglich fünf Stunden Sport, sozial – als Teil eines Teams das mit Siegen und Niederlagen umgehen lernt, sprachlich – beim kreativen Englischunterricht und geistig-geistlich – in der morgendlichen Mental Time und Workshops am Abend, in denen brennende Lebensfragen thematisiert werden. Unter der diesjährigen Camp-Überschrift „Into the light“ ging es z.B. darum, wie man „im Licht lebt“, d.h. sein Leben auf tragfähige Wahrheiten bauen und gleichzeitig destruktiven Lebenslügen entgegentreten kann.

Fortschritte erleben und feiern

Tabea hat etliche Wachstumsschritte bei den Teens miterlebt. Da ist zum Beispiel das Mädchen, das auf dem Camp erkannte: „Ich hab oft gedacht, mich kann man doch nicht lieben, aber ich hab jetzt begriffen, dass das eine Lüge ist.“ Oder der Junge, der beim Sport entdeckt, dass er zwar nicht der Schnellste auf dem Feld ist, dafür aber bester „Goalie“ (der Torwart im Lacrosse). Nach dieser Erfahrung sagte er vor der Gruppe: „Das will und kann ich jetzt auch im Leben finden: Den Platz, wo ich meinen Mann stehe!“

Für‘s Leben trainieren

Norman greift diesen „Ball“ zum Schluss auf: „Das ist genau das, was wir wollen – dass junge Leute die Impulse vom Camp das restliche Jahr über in ihrem Leben ausprobieren. Ein junger Mann zum Beispiel – er macht jetzt eine Ausbildung zum Krankenpflegehelfer, das hätte ihm auf Grund seiner Einschränkungen vorher niemand zugetraut. Doch wir sehen hier auf dem Camp, wie er grundsätzlich gut mit Menschen umgehen kann und darin weiter wächst.“
So wie ihn erleben wir einige der Teilnehmer auch durch unsere Treffs in ihrem ganz normalen Alltag. Viele andere dagegen sehen wir nur auf dem Camp – einmal pro Jahr. Dennoch werden sie durch diese Campzeiten enorm geprägt. Und wir freuen uns über die starken Entwicklungen, die wir bei einzelnen von ihnen von Jahr zur Jahr mitbekommen.

 

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