Zwei verschiedene Typen - zwei Interviews

Zweiter Teil: Matthias Klotz.

Matthias, wie war das, als du Tobias kennengelernt hast?

Als ich in den Treff gekommen bin, habe ich viele Leute gleich sehr persönlich kennengelernt. Sie haben mir offen erzählt, was sie beschäftigt und wo sie herausgefordert sind. Aber mit Tobias fiel es mir schwer, in diese enge Beziehung zu kommen. Er war damals ein ganz anderer Typ als ich. Impulsiv, hektisch, schroff. Und er hat mir auch weniger zugehört als die anderen.
Dennoch hatten wir durch den Treff automatisch immer wieder Berührungspunkte und so hat er über die Zeit wohl gemerkt: „Da sieht mich jemand, hat Zeit für mich und hört mir zu.“ Also hat er sich mir gegenüber mehr geöffnet. Aber wie das so ist, wenn eine Beziehung enger wird, beginnt damit natürlich auch die Reibung aneinander.

Wie sah diese Reibung aus und was hat euch im Umgang damit geholfen?

Es war für Tobi immer spannend mit mir, weil er mich und mein Leben gesehen hat. Ich habe Familie, eine Frau und einen festen Job. All das wünscht er sich selbst auch.
Außerdem wollte er sich mir gegenüber von einer guten Seite zeigen. Wenn dann etwas nicht so lief, wie er dachte wie ich es gut fände, war er im Zwiespalt, ob er es mir überhaupt erzählt.
Es fiel ihm anfangs schwer, die Dinge, die ich in sein Leben hineingesprochen habe, nicht nur „abzuarbeiten“, um mir zu gefallen, sondern sich eine eigene Meinung zu bilden und sein Leben selbst zu bestimmen. Er soll mich ja nicht kopieren, sondern wirklich in sein Eigenes hineinkommen – was ihm heute auch immer mehr gelingt.
Wir sind immer noch verschieden. Aber wir haben uns zusammen auf den Weg gemacht – nicht, um einander ähnlicher zu werden, sondern um immer wieder gemeinsam vor Gott zu treten. Und nichts verbindet so, wie wenn man entdeckt, dass man den gleichen Vater hat und er für beide der gleiche Lebensgrund ist. Das kann kein Musikgeschmack, Fußballverein, ähnliche Erfahrungen oder was auch immer man in dieser Welt noch teilen kann. Weil wir in Gott verbunden sind, ist unsere Unterschiedlichkeit keine Bedrohung für uns.

Was bewegt dich heute – nach zehn Jahren – wenn du an Tobi denkst?

Wir haben immer noch eine sehr intensive Beziehung und ich bin wirklich stolz, was er mit seinem Leben erreicht hat. Dabei denke ich gar nicht in erster Linie an das, was man als schönen Erfolg herausarbeiten könnte – dass er seine Ausbildung macht, Beziehungen pflegt, ehrlich zu sich und anderen ist und in einer ganz persönlichen Gottesbeziehung lebt. Sondern ich bin besonders stolz, dass er den guten Kampf des Glaubens kämpft. Damit meine ich, dass er bereit ist, sich Gott und auch seinen Mitmenschen immer wieder mit seinen Fehlern hinzuhalten, und dann auch auf das Gute zu fokussieren. Tobi hat sich mit diesem realistischen Blick auf sein Leben immer mehr lieben gelernt: Egal ob er es nun gerade hinbekommt oder nicht, er bleibt geliebt.
Und er bleibt nicht stehen. Darin ist er mir ein Vorbild und das gibt mir auch Zuversicht für seinen weiteren Weg.
Ich bin sehr beschenkt durch die Momente, in denen ich gemerkt habe, dass bei ihm innerlich etwas geschieht und dass Gott gesunde Beziehung zwischen uns schenkt. Aber trotz des gewachsenen Vertrauensverhältnisses hat unsere Beziehung so großes Konfliktpotential, dass sie zerbrechen könnte. Und doch ist sie wunderschön, weil Gott sie gestiftet hat und ihr Zentrum ist. Diese Spannung ist realistisch für das Leben und ohne sie würden wir uns in trügerischer Sicherheit auf der Beziehung zueinander ausruhen. Wir brauchen Jesus in unserer Mitte. Er ist es, der uns verbindet.

Danke Matthias, für das Gespräch!

 

(Das Interview führte Gundula Barth)