Seit einigen Jahren ist Angelika E. Teil vom Stoffwechsel in Prohlis. Sie ist Erzieherin und Mutter von drei Söhnen. ‚Geli‘ hat schon seit Beginn ihres Lebens tiefe Täler durchlebt. Doch als ich sie interviewte, erlebte ich eine starke und wunderbare Frau. Sie erzählte mir ihre ergreifende Geschichte darüber, wie Gott ihr Leben verändert hat. – Von Tessa Mathilde Weber

Geli, du hast mir erzählt, dass du keine schöne Biografie hast. Was ist passiert?

Ich war nicht gewollt, man hat alles versucht, um mich abzutreiben, aber Gott war da anderer Meinung. Mein Name Angelika kommt nicht von meiner Mutter, sondern von einer Krankenschwester des Diakonissenkrankenhauses. Angelika bedeutet „der Engel“. Aber ich habe diesen Namen gehasst, denn er klingt so alt, hart und gar nicht engelhaft – und genauso habe ich mich gefühlt. Ich wurde nur abgelehnt. Mein erster Stiefvater hat mich geschlagen bis ich ungefähr zwölf Jahre alt war. Ich konnte nichts richtig machen. Ich habe immer diese Ablehnung gespürt.

Später hat mich ein anderer Mann immer wieder sexuell missbraucht. Meinen richtigen Vater kenne ich nicht. Meine Mama sagte immer, dass es ein One-Night-Stand war. Nachdem ich ihr anvertraute, dass ich mich nie geliebt und akzeptiert fühle, hat sie mir offenbart, dass ich ein Vergewaltigungskind sei und es ihr deshalb schwerfalle, mir Liebe zu zeigen.

Wie hast du nach all dem neue Hoffnung schöpfen können?

Als ich Matze (ein damaliger Mitarbeiter) vor ein paar Jahren kennenlernte, hat er viel von Gott erzählt. Aber ich war durch meine Geschichte sehr skeptisch. Er hat sich viel Zeit genommen, um mit mir die Bibel zu lesen und meine Fragen zu beantworten. Und er sagte, dass er auch nicht alles weiß. Das hat mich beruhigt, denn seine Familie war in meinen Augen so perfekt.

Er war es auch, der mich und meine Familie zum Stoffwechsel einlud – und wir wurden hier auf dem Hof sofort herzlich aufgenommen. Vergangenes Jahr erlebte ich hier mit anderen Christen den Sonnenaufgang zu Ostern. Plötzlich war da so eine ganz tiefe, unbeschreibliche Wärme in mir – und das tiefe Gefühl: Ich bin geliebt. Seitdem bin ich mir sicher: Jesus gibt es wirklich.

Wie spürst und erlebst du das heute?

Irgendwo und irgendwie kommt immer etwas von Gott und man rechnet gar nicht damit. Gott schenkt so viel. Er schenkt Lichtblicke oder Menschen, die helfen. Das allerschönste Gefühl ist es, zu erleben, dass es Menschen wie euch im Stoffwechsel gibt, die einfach zuhören und niemanden aufgeben – egal welche Schwierigkeiten man auch hat.

Ja, meine Geschichte ist hart. Doch aus jedem schlimmen Erlebnis lernt man irgendetwas Gutes und ich habe mich selber kennengelernt. Auch ich will für Kinder da sein, die Schlimmes erlebt haben. Sie sollen die Nähe und Liebe von Gott-Papa spüren.

Ich bin ein Mensch, der es nie leicht hatte und auch nie leicht haben wird. Doch ich habe verstanden, dass ich nicht alleine bin. Gott war und ist bei jedem Mist und jedem Zweifel bei mir. Jesus ist für uns ans Kreuz gegangen und hat all die Schmerzen, die ich erlebt habe, auch erlebt. Ich denke, dass meine Seele Frieden über alles finden wird, wenn ich später mal bei Gott sein werde.

Danke, Geli, für deine Geschichte.

Das Interview führte Tessa-Mathilde Weber