Sechs Tage mit Familien auf Freizeit

Eine Woche Familienurlaub – Ferien – freie Zeit! Man sollte denken: Da freut sich doch jeder darauf. Doch für die Eltern bedeutet das oft auch zusätzlicher Stress. Eine alleinerziehende Mutter gestand uns, dass sie sich vor dieser Woche mit ihren Kindern fürchtete. Und auch wir als Mitarbeitende wissen aus der Erfahrung etlicher Freizeiten, dass in so einer Woche oft Konflikte hochkochen, denen man im Alltag viel leichter aus dem Weg gehen kann. Trotz ausgefeilter Planung und pädagogischem Geschick hat man letztlich vieles nicht in der Hand. Das, was passiert, ist und bleibt: Gottes Gnade.

Deshalb war es nicht selbstverständlich, dass unsere erfahrene Mitarbeiterin Julia als Fazit nach der Freizeit sagte:

„Krass. Ich weiß gar nicht, ob ich schon mal eine Freizeit hatte, in der so viel passiert ist. So viel Gutes konnte man sehen. So viel mehr Sichtbares als sonst!“

Es ging los mit einer ungeplanten Verspätung: Einmal der falschen Umleitung gefolgt – und ein Auto brauchte eine Stunde länger, während sich auch noch ein Kind übergeben musste – normalerweise jede Menge Zündstoff für schlechte Laune! Doch als das Auto ankam, gab es nur fröhliche Gesichter und den scherzhaften Kommentar: „Schade, dass es nicht noch länger ging!“ Sie hatten beschlossen, das Beste draus zu machen, und einfach eine gute Zeit miteinander!

Man kann die Umstände nicht immer ändern, aber zumindest, wie man darauf reagiert. Und da sollte diese kleine Situation bezeichnend werden für die gesamte, folgende Woche – eine Woche, die einfach guttat. Vollgepackt mit Lebensthemen an den Vormittagen, leckeren selbstgekochten Mahlzeiten (Dank Erntedank-Spenden brauchten wir nichts zukaufen), Draußen-Aktionen am Nachmittag und gemütlichen Abenden mit Gute-Nacht-Geschichte und Lagerfeuer.

An den Nachmittagen ging es bei durchgehend strahlendem Sonnenschein raus – zum hauseigenen Ruderboot oder zur Seilbahn, zum Wandern ins nahe Wildgehege, zum Waldmurmelbahn Bauen, Pilze Suchen, oder einem bunten Kreativ-Nachmittag – mit Waffelbacken über „gemeinsames Familienbild basteln“ bis zum Mini-Mühlrad Bauen… Und natürlich war ein Highlight vieler Kinder wiedermal die Sommerrodelbahn Augustusburg…

Lebensthemen, kreativ verpackt.

An den Vormittagen ging es um die Lebensgeschichte des biblischen Davids – unter anderem gab es eine tägliche Fotostory, die beim Spielen und auch am Abend beim Vorführen für viele Lacher sorgte. Und doch bot die Geschichte Stoff für jede Menge handfeste Lebensthemen: Du bist Gott wertvoll und wichtig – egal was Menschen sagen.“, „Was tue ich mit Schuld, für die ich selbst verantwortlich bin?“, „Wie gehe ich damit um, wenn mir jemand Unrecht tut?“

Es ist eine Sache, als Eltern diese Geschichten für die Kinder mit anzuhören. Eine ganz andere, wenn es plötzlich für sie selbst lebendig wird. Deshalb war es ein so wichtiger Schlüsselmoment in der Elternrunde, als eine Mutter in Tränen ausbrach und ehrlich von dem erzählte, was ihr so schwer fiel. Das half der ganzen Gruppe offen miteinander umzugehen und auch Hilfe und neue Gedanken zuzulassen.

Eltern, die sonst schnell mal auf Abwehr schalten, ließen sich in dieser Atmosphäre durch andere was sagen. Eine Mutter bedankte sich tatsächlich dafür, dass ihr jemand aus der Gruppe den Rat gab: „Hey, du kannst so nicht mit deinen Kindern umgehen!“ – und probierte daraufhin bewusst, Qualitätszeit mit ihren Kindern zu verbringen. Das wiederum veranlasste ihren Sohn, seiner Mama bei der täglichen Lob-Runde am Abendbrottisch vor allen Danke zu sagen: Für das gemeinsame Paddeln auf dem Hausteich und vor allem: dass sie dabei miteinander reden konnten…

Als Außenseiter Freunde finden

Nic (Name geändert) ist ein 9-jähriger Junge, der es nicht ganz leicht hat. Er wurde mehrfach aus seiner Familie herausgenommen und von Klassenkameraden derb gemobbt. Vielleicht fühlt er sich deshalb in der Welt der Erwachsenen am wohlsten und half oft freiwillig mit. Bei unseren Outdoor-Aktionen war er vielen Älteren voraus – der Mutigste bei der Nachtwanderung und der Geschickteste im Rudern auf dem kleinen See am Freizeitheim. Das macht Freude anzusehen, doch wir wünschen ihm auch gleichaltrige Freunde. Deshalb bedeutet es so viel, als er am Ende der Freizeit aufs gemeinsame „Danke“-Plakat schrieb: „für die Freunde, die ich hier gefunden hab“.

Freude ist die beste Belohnung

Wie sehr so eine Woche prägt, zeigt sich auch in den Tagen danach. Eine Familie berichtete uns begeistert, dass ihre Tochter nach der Woche völlig verändert sei. Das bisherige Belohnungssystem (für gutes Verhalten) zuhause wurde abgeschafft und dafür eine Lobe-Tafel installiert. Darauf schreibt man einfach nur, wem man heute dankbar ist – und für was. Die Kinder sind begeistert dabei. Zu loben und gelobt zu werden, sind eben die besten Belohnungen. Ihre Mutter hat es so zusammengefasst: „Diese Woche hat mir so gut getan!“ und spricht damit für viele Eltern und Kinder.

Was bleibt, sind:

Ermutigte Eltern, motivierte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, leuchtende Kinderaugen und die Frage eines kleinen Mädchens: „Mama, wann fahren wir wieder dahin?“. Ein Wunsch, den wir nur zu gern erfüllen würden.