Was passiert, wenn man Raum bekommt für Freundschaft und Kreativität

Phillip, 21 Jahre alt, kennt Stoffwechsel schon sein halbes Leben lang. Mit 10 fand er einen Flyer vom Kidsclub und kam, begeistert vom Clown „Stoffi“, immer wieder in die Räume von Stoffwechsel: Von Kidsclub über Kindertreff, Sommerlager, Preteentreff, Sport-Camp, bis hin zum Teentreff. Er erzählt uns, was ihm das alles bedeutet.

Phillip, warum bist du solange bei Stoffwechsel geblieben?

Naja, am Anfang war ich fasziniert vom Clown – und dem Kuchen, den es gab. Ich esse gern. (lacht) Aber bald waren es vor allem die Leute – besonders Johannes, Timi und Norman sind an mir drangeblieben und haben mir gezeigt: Wir sind interessiert an dir. Sie haben mich sogar Zuhause besucht. Das fand ich ziemlich cool. Und das war der Beweggrund, immer weiter und auch öfter zu kommen.

Gott hat mir durch diese Leute gezeigt, wie interessiert er an mir ist. Er zwingt uns zu nichts, sondern gibt uns Raum, uns zu entfalten. Irgendwann hab ich dann mein Leben Jesus gegeben – und dabei brach alles aus mir heraus. Ich hab Rotz und Wasser geheult. Weil dieser ganze Frust, dieser ganze Druck entwichen ist. Das war so schön! Ich komme ja aus einer nichtchristlichen Familie mit zwölf Geschwistern. Vier davon kenne ich nur – bei uns ist Familienchaos zu Hause. Wenn ich die anderen Familien sah, hab ich gedacht: So eine Familie hätte ich auch gern. Tja, und in der Schule wurde ich auch immer runtergemacht.

Aber im Stoffi waren Leute wie Timi. Er ist so ein Mann, den man sich zum Vorbild nehmen kann. Er war immer da, er hatte immer Zeit, mit ihm konnte man immer quatschen – so von Junge zu Mann.

Wir sitzen gerade im Jugendraum des gemeinsamen Jugendprojektes mit der Freien evangelischen Gemeinde (FeG) Goldenes Lamm. Was hast du hier erlebt?

Ich habe hier in der Jugend Freunde gefunden. In diesem Raum ging es los mit dem Musikmachen. Norman, der Treffleiter, startete damals ein Bandprojekt mit uns und ich dachte: Krass. Der Typ ist Christ und macht Punkmusik! Ich hab dann gefragt: „Kannst du mir was beibringen?“ Das hier (deutet zum Instrument) war meine erste Gitarre. Ich hab dann angefangen, mein erstes Lied zu lernen – mit vier Akkorden – hab das rauf und runter gespielt, sie konnten es im Treff schon nicht mehr hören. Aber ich war so stolz: Es war mein erstes Lied. Ich hätte mir nie erträumt, überhaupt mal ein Instrument zu spielen. Und heute darf ich sogar mein eigenes Musikteam in dieser Gemeinde leiten. Wir haben auf christlichen Jugend-Festivals gespielt und werden als Gastband zu Jugendabenden eingeladen. Das hat alles hier angefangen und irgendwann ging es dann  auch durch die Musikschule Goldenes Lamm  immer weiter und weiter.

Das, was du kreativ gelernt oder probiert hast, hast du nicht versteckt, sondern immer gleich eingesetzt.

Ja, das war schon cool, vor 200 Leuten auf einer Bühne zu stehen – als 15jähriger, der bisher immer nur unten saß und zugeguckt hat. Mal auf einer Bühne stehen und zeigen: Das kann ich!

All das, weil Leute in mich investiert haben. Weil sie nicht gesagt haben: „Es ist uns egal, was aus dem wird.“, sondern: „Ich will wissen, was aus dem wird.“ Ich hab das aufgesaugt und bei meinem FSJ bei Jumpers Erfurt angefangen, es selbst weiterzugeben. Mittlerweile darf ich die „Jesus-Teens“ mitleiten, die Jugendgruppe, in der ich groß geworden bin. Heute investiere ich Zeit in die Jüngeren. Ich gehe einfach mal mit den Jungs einen Döner oder ein Eis essen, oder eine Runde zocken. Oder man trifft sich in der Straßenbahn, unterhält sich zwei Stunden mit jemandem über seinen Schultag, weil der komplett scheiße war. Man bleibt an den Leuten dran, ruft sie mal an: „Hey, du warst schon länger nicht da, wie sieht es bei dir so aus?“ Es ist so ein krasses Wissen, dass ich die Liebe, die Zeit und die Investition, die Leute früher in mich gesteckt haben, heute in andere weitergeben darf. Das ist einfach cool, dieses Prinzip: „Jünger machen Jünger“.

Wie schön, welche Freude du heute hast, das zu teilen, was du selbst erfahren hast. Danke für deine Geschichte!

(Das Interview führte Alexander Türk)